Dienstag, 4. Dezember 2012

DB-038 (16) (Julia findet ein zusammengeknülltes Papiertaschentuch)

Julia findet ein zusammengeknülltes Papiertaschentuch, das Stefan um seinen Daumen windet. Dein Kind möcht ich nicht sein, sagt Julia spitz. - Warum? - Bevor du bemerkst, daß es in Gefahr ist, ist es schon ertrunken!

Ich schau eben lieber zu, verteidigt sich Stefan und glaubt, endlich einen weiterführenden Gesprächsstoff gefunden zu haben: die Erziehung der Kinder, im besonderen: die Zurichtung des noch fürchterlich formbaren Uwe in der Strampelhose.

Julia betont, daß er schon sauber sei, trotz seiner fünfzehn Monate, und hält dieser Leistung die ihr unangemessen erscheinende westliche Lösung entgegen: Ihr laßt eure Kinder jahrelang in der Scheiße leben und erwartet, daß sich das Problem von selbst löst!

Stefan lacht erleichtert: endlich kann er zuschlagen. Seine Scheiße sei ihm kein Problem gewesen, kontert er und übersieht, daß ihm Julia die Brote unter der Hand wegnimmt, um sie mit Butter und Käse zu bestreichen. Scheiße ist Käse, sagt sie und bleckt ihre Zähne.

Stefan beschließt, sie zu testen. Er erinnere sich noch gut daran, wie er als Kleinkind mit nackten Füßen durch den Kot des Hofes gelaufen sei, welches Vergnügen es ihm bereitet habe, wenn der Hühnerdreck zwischen den Zehen hindurchgequollen sei, wenn er die Rinnsale der Jauche vom Misthaufen aus hinaus in den Garten habe verfolgen können oder sich mit seinen Freunden im Schlamm des Baches hinterm Garten gewälzt habe.

Julia legt drei Teller auf den Tisch und verteilt darauf die Brote, wobei sie Stefan einen spöttischen Blick zuwirft: Dreck ist nicht Scheiße. Und meines Wissens hat ein Kind nur einen Vorteil davon, wenn es möglichst früh seinen Schließmuskel beherrschen kann.

Aber das ist doch Erwachsenenansicht, wendet Stefan ein, Erwachsenendrill. Es geht doch darum, möglichst wenig Druck auszuüben, möglichst wenig Angst zu erzeugen; den Angstdruck zu vermindern oder noch besser: gar nicht so früh aufkommen zu lassen.

Natürlich, sagt Julia und weist auffordernd auf die Teller, die dann Stefan mit beiden Händen neben ihr, nachdem sie ein Tablett mit Besteck und Limonadeflaschen an sich genommen hat, hinauszubalancieren versucht. Natürlich, was ist natürlich, was ist Druck? Der Uwe macht, wenn er kann; und wenn er nicht kann, steht er auf. Das wird von allen akzeptiert.

Sie durchqueren das Vorzimmer. Ludwig verläßt gerade das Bad, geschrubbt und aufgewärmt, sein glänzendes Handwerkergesicht, seine gefestigte Freundschaft anbietend, und stößt ihnen die Tür zum Wohnzimmer auf.

Stefan fragt, wo bleibt die Lust? Julia sagt, die Lust Uwes bestehe darin, daß es ihm in der Krippe jetzt besser geht, weil er schon ein Gefühl für seinen Drang hat. Trotzdem beharrt Stefan darauf, daß man ein Kleinkind nicht so bald von seiner Scheiße befreien soll.

Jaja, die Lust, schließt sich Ludwig Stefan an, die wird zum Frust. Er setzt Uwe auf seinen Kinderstuhl und zerdrückt ihm in seinem Teller eine Banane, die Uwe schnell und routiniert in sein Mündchen befördert.

(Die Berliner Entscheidung, Residenz Verlag, 1984)

Montag, 3. Dezember 2012

DB-037 16 (Stefan tastet sich langsam vor)

16

Stefan tastet sich langsam von der Schnellbahnstation Altglienicke bis zur Lilienstraße vor: Keine Leute mehr draußen, die wenigsten Gaslaternen brennen. Er hat nur Beates Beschreibung des Weges im Kopf.

Ein freies, kotiges Feld, eine leichte Steigung; dann die Straße hinunter, vorbei an den Einfamilienhäusern, hinter deren Fenstern elektrisch beleuchtete Weihnachtsbäume aufblinken, bis der Umriß von Ludwigs Trabant auftaucht, dahinter die Silbertanne samt Haus.

Julia hat diesmal ihre Haare zu einem dicken Zopf geflochten, schaut wie ein Schulmädchen aus. Stefan muß sofort den Wunsch unterdrücken, ihr Haar anzufassen.

Sie lädt ihn ein weiterzukommen. Ludwig sitze noch im Bad, um sich aufzuwärmen, weil er den ganzen Tag im Freien gearbeitet hat, sagt sie.

In der Küche drückt Julia Stefan ein Messer in die Hand. Er soll ihr das Brot schneiden, aber nicht zu dick. Er säbelt und bemüht sich um äußerst dünne Schnitten.

Jedes Mal, wenn ihn Julia mit ihrer braunen Schnürlsamthose streift, blickt er irritiert auf. Er wünscht sich, es wäre Absicht. Sie sollte absichtlich diese Reibung der Stoffe provozieren, die ihre Körper bedecken. Stefan hat schon Entwürfe für ein maßloses Gelächter zu zweit parat.

Julia kommt wieder, streift an und ist vorbei. Auf einmal färbt sich das Brotinnere rot: Stefan hat sich in den Daumen geschnitten, das dunkle Brot quillt, er hält den Daumen erstaunt in die Höhe, bis Julia begreift, was passiert ist. Schnell, sagt sie, das Tischtuch.

Stefan blickt noch immer interessiert auf seinen Daumen. Das Tischtuch, wiederholt Julia. Als Stefan nicht reagiert, beugt sie sich schnell vor, zieht seine Hand zu ihrem Mund und saugt zweimal kurz an der Wunde. Stefan glaubt dabei ihre Zunge zu spüren. Auf ihrem Mund ist sein Blut.

Während Stefan zum Abwaschbecken tritt, weist er sie darauf hin: Du bist blutig von meinem Blut. Julia mißt der Sache keine weitere Bedeutung bei und wischt sich mit dem Handrücken die Lippen ab.

Ihr Blick fällt auf seine Brote, die ihr zu dick erscheinen. Bevor Stefan überprüfen kann, ob sie ihn damit nur reizen will, merkt er, daß sein Blut noch immer nicht gestillt ist.

Sonntag, 2. Dezember 2012

DB-036 (15) (Das Hauptmotiv Ihres Lebens)

Das Hauptmotiv Ihres Lebens ist die Suche nach der Wahrheit. Bravo, nickt Oskar und bewegt lautlos zustimmend die Fingerspitzen gegeneinander. Zu Ihren Tugenden gehört Ihre gerechte Empörung, besonders über Menschen, die unter sehr schwierigen Bedingungen existieren müssen. Sie sind stolz auf Ihre intellektuellen Fähigkeiten und Leistungen, aber nie zufrieden mit Ihren gefühlsmäßigen Bindungen. Zwar sind Sie fähig, liebevoll und treu zu sein, aber eigentlich brauchen Sie eher eine freundliche und witzige Kameradin als eine Partnerin für heiße Leidenschaften. Wenn Sie jedoch die Liebe packt, so bringt Sie das in große Verlegenheit.

Du hörst, wozu eine gutgelaunte Tochter imstand ist: Sie entwirft mit wenigen Strichen ein treffendes Charakterbild ihres Vaters, lockert zugleich die Kruste über alten Wunden.

Während Lydia ihre Vorzüge relativieren will, beharrt Oskar darauf, daß seine Frau in der Tat voller Witz und jederzeit zum Pferde-Stehlen zu haben sei, was Beate mit der Bemerkung kontert, er begnüge sich gewöhnlich mit einer negativen Definition, auch seiner Person.

So kann sie ihren Vater nicht loswerden: Er kreuzt gekonnt ironisch seine Hände vor der Brust und erinnert sie an den berühmten Satz Spinozas: Omnis determinatio est negatio. Es handle sich also um eine dialektische negatio. Er macht einen Schritt zu mir hin, wendet sich aber, eine Reaktion abwartend, seiner Tochter zu, die sich nun nicht mehr halten kann und loszulachen beginnt, allerdings nicht prustend, sondern leise beherrscht.

Oskar ist in seinem Element: Er wolle nun doch kurz bei der Negation bleiben, nicht der logischen, bei der dialektischen natürlich, die Maestro Hegel in die doppelte Bedeutung des Begriffes aufheben gefaßt habe. Er kneift die Augen zusammen und zitiert: Aufheben habe in der Sprache den doppelten Sinn, daß es soviel wie aufbewahren, erhalten bedeute und zugleich soviel wie aufhören lassen, ein Ende machen - so sei das Aufgehobene stets auch ein Aufbewahrtes.

Genf, Genf muß ich denken, aber es folgt kein deutliches Bild, nur der Nachklang meiner damaligen Bewunderung für Oskars sanfte Geburtshilfe, was die Vertiefung in die Werke der Vordenker des 19. Jahrhunderts betrifft.

Mit einem auffordernden Pfiff dampft Oskar auf Lydia zu, aber Beate nimmt ihr den Satz vorweg, den sie vielleicht schon auf der Zunge hatte, demonstriert die Einstimmigkeit ihres Gedächtnisses: Die Negation einer Position, einer bestimmten Qualität enthalte demzufolge nicht nur das Moment des Hinausgehens über die Grenze dieser Qualität, des Übergangs derselben in eine andere, sondern bewahre zugleich das als positiv in der alten Qualität Gesetzte in sich auf.

Genf, Genf muß ich denken, und es gelingt mir, mich in diese demonstrative Harmonie zwischen Vater und Tochter einzuschleusen: Was sich aufhebt, wird dadurch nicht zum Nichts! (Hörst du: Mit welch tröstlichen Worten spricht der Staub zu uns!) Ein Aufgehobenes ist das Nichtseiende, aber als Resultat, das von einem Sein ausgegangen ist! (Hörst du: Liebe stirbt nicht!) Es hat daher die Bestimmtheit, aus der es herkommt, noch in sich! (Mein Nicht-Erinnern-Können ist Pose, Lüge! Ich stilisiere mich aus Angst vor den Folgen zu einer Gedächtnislosen, zu einer, die in dem älter gewordenen Liebhaber den jüngeren nicht mehr erkennen will!)

Als Negation der Negation (und damit der Bestimmung des Augenblicks, der den Anschein einer losgelösten Starre angenommen hat) erscheint jetzt Götz, ganz Arbeitsmensch: mit eiferrotem Gesicht, Wasserflecken auf der Hose, feuchten Händen: Er hat die Wäsche aufgehängt, Sascha zur Generalreinigung in die Badewanne gesteckt. Er übersieht seine Schwiegereltern, stoppt seinen Schwung nicht und läßt sich an ihnen vorbeischnellen, was Oskar daran erinnert, daß er ja nur auf einen Sprung vorbeigekommen ist, um zu sehen, ob alle wohlauf zuhause eingelangt sind.

(Die Berliner Entscheidung, Residenz Verlag, 1984)

Samstag, 1. Dezember 2012

DB-035 (15) (Beate kichert)

Beate kichert die ganze Zeit in sich hinein, schaut mit ihren brennendbraunen Augen schräg zu Götz auf, der sich in ihrem Blick sonnt, ohne sich ihr zuzuwenden. Die Männer seien überhaupt sein Problem. Sie meine vor allem ihren Vater, erklärt Götz.

Beate nickt und fixiert mich dabei fragend. Ich werde aber von der Antwort durch ein Klingeln an der Tür befreit. Beate zuckt zusammen und wartet auf die Reaktion von Götz. Der bestreitet, jemanden eingeladen zu haben, und erkundigt sich rasch nach Anrufern während ihrer Abwesenheit. Gestern haben ihn zwei Frauen und ein Mann sprechen wollen. Das seien wahrscheinlich Berufskollegen gewesen, die jedoch als unangemeldete Gäste nicht in Frage kämen.

Wer drängt sich schon am 30. Dezember in eine gerade erst heimgekehrte Familie? Seine Miene verrät, daß er einen Verdacht hat. Er weist zur Tür und verlangt, daß Beate öffnet. Dann erhebt er sich schnell und begrüßt die mit gedämpfter Heiterkeit eintretenden Schwiegereltern deutlich distanziert.

Oskar erfaßt die Situation und will daher nur kurz bleiben. Trotzdem entschuldigt sich Götz schnell mit Hausarbeit und verschwindet im Badezimmer. Der Haushalt sei eben sein ein und alles, sagt Oskar mit süffisantem Lächeln und küßt mich auf die Wange.

Wenn du jetzt ein benennbares Gefühl erwartet hast, muß ich dich enttäuschen. Es entsteht wieder keine Verbindungslinie zur Vergangenheit. Nichts, was an etwas Damaliges anzuknüpfen wäre, was jetzt noch von Bedeutung ist. Aber die Gegenwart ist angenehm. Eine leichte Beschwingtheit, ein Säuseln. Zugleich denke ich, daß es vielleicht nur ein Ausweichen ist. Denn wenn es eine Wahrheit zwischen meinem Onkel und mir gibt, dann kann sie nicht nur Geschichte sein.

Oskars eigenartige Sorgen lenken mich ab: Auf seinem Grundstück am Müggelsee liegt ein Fertigteilhäuschen, noch eingepackt. Er hat bisher keine Lust zum Aufstellen gehabt, besonders nachdem er begriffen hat, wieviel Zeit er dafür aufwenden müßte.

Lydia stimmt ihm zu: Sie wollen doch ihre kurzen Aufenthalte in der Heimat nicht damit zubringen, die Datsche aufzubauen und ständig zu verschönern; sie wollen sich keinesfalls in die Schar der unzähligen kleinbürgerlichen Schrebergartenbesitzer einreihen. Der Kauf sei die Folge einer sentimentalen Anwandlung gewesen, gibt Oskar zu.

Beate nickt zufrieden und horcht in Richtung Badezimmer, wo Götz lärmt und pfeift. Schnell bringt sie das Gespräch aufs chinesische Horoskop. Es erscheine ihr jetzt (zum Jahreswechsel) höchst passend, sich mit der Zukunft zu beschäftigen. Außer unser aller Freund, dem Plan, und der Planerfüllung gebe es ja noch die Sterne. Also in chinesischer Einschätzung sei er ein Schwein, sagt sie, was Oskar geschmeichelt aufnimmt.

Ich betrachte ihn genau: Er verbirgt sich hinter keiner Maske, seine vergangenen Leiden liegen noch immer bloß. Schweine mag er, sagt Oskar, weil sie feinfühlig sind und ein moralisches Empfinden haben. Fast erraten.

(Die Berliner Entscheidung, Residenz Verlag, 1984)

Freitag, 30. November 2012

DB-034 15 (Mein Reisauflauf)

15

Mein Reisauflauf hat die Turbulenzen der Rückkehr der Gastgeber nicht beruhigen können. Denn weder Beate noch Götz (und schon gar nicht die Buben) goutieren diese freundliche Milchspeise: Höflich kauen sie, beherrschen ihre Gesichter. Aber bald vergessen sie auf die Mundbewegungen und lassen die Löffel liegen. Sascha bringt nicht einmal hinunter, was er noch im Mund hat, sondern läßt es mit angewidert hervorquellenden Augen so lange kreisen, bis ihn Götz aufs Klo schickt.

Beate hat eine weitere Abtreibung hinter sich, hat den Fötus ihrer Dissertation, ihrer wissenschaftlichen Karriere geopfert. Und Götz, ganz Ehemann, erklärt für sie, daß sie jetzt physisch schon viel besser dastehe als vor dem Ostsee-Urlaub, obwohl sie von den Strapazen gezeichnet ist.

Dieser Bär von einem Mann neben dieser fragilen Jüdin! Während er strotzt, schrumpft sie! Daß sie das von ihm gezeugte Leben wieder ausgestoßen hat, ist gegen seinen Willen geschehen: Er könnte sich leicht noch weitere Söhne einverleiben, ohne unter ihrer Last zusammenzubrechen.

Unwidersprochen kann er sich als der doppelt Belastete darstellen, und er führt die sofort in Gang gesetzte Waschmaschine, die ausgeräumten Koffer, die blitzblank geputzte Küche als Beweis dafür an, daß wir uns hier auf dem Boden des reformierten Patriarchats befinden. Hier geht der Mann zuhause dem Lebenserwerb nach, betreut nebenbei die Kinder, führt den Haushalt und vertritt die Familie nach außen.

Wohlwollend, gutmütig brummend hat er zuerst Beates Spalt mit seinem Samen gefüllt, dann nicht zulassen wollen, daß man ihr das Gewächs herauskratzt. Trotzdem ist es jetzt zerstückelter Abfall, doch die Siegerin davon so geschwächt, daß Götz ihr ungestraft vorwerfen kann, sie wäre derzeit nicht einmal zur Weiterführung ihrer wissenschaftlichen Arbeit in der Lage.

Götz mit seinen blitzenden, stahlblauen Augen, seinen roten, aufgeworfenen Lippen zwischen den Barthälften wird alles zu ihrer Schonung tun, und Beate wird sich dies gefallen lassen müssen.

Ich kann mir leicht vorstellen, warum sie trotz der Zwistigkeiten um die Abtreibung loyal zu ihm steht. Gleichzeitig rechne ich damit, daß ihr Kampfgeist wieder aufleben wird. So einfach darf nicht entschieden sein, wer oben zu sein hat und wer unten; wem die Lust durchgeht und wen die Ordnung stärkt; wer lockt und wer mit Macht abblockt.

Vom Reisauflauf ist das meiste übriggeblieben. Während ich mich ersatzweise mit größeren Brocken abmühe, kommt Götz jetzt auf meine Frage nach seinem Vater zurück. Nur soviel: Der habe sich kaum um ihn gekümmert. Hätte er sich nicht selbst auf die Füße gestellt und den Kopf unter die Arme genommen, wäre er sicher in der Gosse gelandet.

(Die Berliner Entscheidung, Residenz Verlag, 1984)

Donnerstag, 29. November 2012

DB-033 14 (Mit der U-Bahn zum Straußberger Platz)

14

Mit der U-Bahn zum Straußberger Platz; dann die Karl Marx-Allee runter, an den dortigen Emmentalerbauten vorbei, an den Schlangen vor den Geschäften; von der Karl-Marx-Buchhandlung zur Marchlewitzstraße, dann mit der U-Bahn zur Endstelle Tierpark; schließlich weiter mit der Straßenbahn und den letzten Kilometer wieder zu Fuß mit einem Netz voller Bücher, bei starkem Gegenwind; eine Bewegung, die für Stefan notgedrungen im Schlafzimmer endet, in Beates (oder Götzens) Bett.

Wer welches benützt, hat er nicht herausfinden wollen, und jetzt, wo er sich flachgelegt hat, um die schmerzenden Beine zu entspannen, will er sich nicht erheben, um Fragen nach der tieferen Bettgrube, nach Frauengeruch, nach Flecken – Samen oder Farbe – nachzugehen. Trotzdem kann er sich vorstellen, daß Götz sich manchmal, auf einen kleinen Block, noch etwas mit Pinsel und Farbe notiert, wenn er irgendwann in der Nacht aufwacht, schlaftrunken, und eine Bildidee, eine dunkle, vor sich hat, die sich nicht verflüchtigen soll.
Oder er schläft, weder von Licht noch von Geräuschen aufstörbar, seine sieben, acht Stunden, während die schmale Beate oft längere Zeit wach in der Finsternis neben dem schnarchenden Mann liegt und sich schließlich zum Schreibtischchen schleicht, um sich dort ihre Karteikarten, ein Buch oder eine Zeitschrift zu schnappen und draußen, in der Küche oder im Bad, an ihrer Doktorarbeit weiterzubosseln.

Stefan massiert seine Waden. Als es läutet, springt er auf, schlüpft in die Pyjamahose, geht zur Tür und öffnet. Ein etwa sechsjähriger blonder Bub steht da und zischt empört: Das ist meine Wohnung! Sascha, grinst neben ihm Boris, sein zwölfjähriger Bruder, mit breiten, roten Lippen und einem Bürstenhaarschnitt.

Hinter ihm erscheint Vater Götz: Stefan identifiziert ihn nach den Fotos, die er bei Lenas Vater gesehen hat. Neu ist, daß auch Götz die Haare fast geschoren hat und dadurch so preußisch wirkt, wie er sich wahrscheinlich gar nicht gern einstufen ließe. Vielleicht hält er den Vollbart für den notwendigen Ausgleich zur Beinahe-Glatze.

Er plaziert die Koffer mit dem Schwung eines Athleten gleich neben die Tür des Vorzimmers, reicht Stefan seine Pranke, grüßt knapp und drückt die ihm aus dem Wohnraum entgegenschwingende Lena heftig-jovial an sich, über ihre Schulter hinweg ins offene Schlafzimmer einen Kontrollblick werfend. Wir kommen geradewegs von der Ostsee, sagt Götz offensiv ruhig, willkommen bei uns!

Stefan zieht sich vor soviel Gesundheit, Frische und Kraft sofort zurück und wendet sich kurz der blaß und leidend aussehenden Beate zu, um dann Boris und Sascha beim Abschreiten der Zimmer und Begutachten der Veränderungen zu beobachten.

Plötzlich schreit Sascha: Das war nicht ausgemacht, worauf ihn der Bruder, in Tonfall und Stimme dem Vater ähnlich, zu beruhigen versucht. Der Boris habe einfach seine Autos, seine Matchboxautos genommen, hört Stefan, worauf Götz seinen kleinen Sohn mit dem Hinweis auf das vom Meer mitgebrachte Geschenk für Lena, seine Tante, ablenken will. Außerdem solle er nicht verrückt spielen, wenn Gäste im Haus seien. Er habe diese Fremden nicht eingeladen, antwortet Sascha trotzig.

Stefan, jetzt das vierte männliche Wesen, hält kurz ein fünftes – Josef, sein Erinnerungsbild von Josef – gegen diesen Götz, der es sichtlich genießt, aus seinen beiden Söhnen alles scheinbar Weibliche herauszupressen, das scheinbar Männliche – Ruhe, Gelassenheit, Sicherheit, Stärke, Geistesgegenwart – als Rollenverhalten zu fixieren.

Josef: als Kind, von der Mutter stets zu Höchstleistungen aufgestachelt, steht er auf einem leeren Sockel am Heldenberg Radetzkys, einen roten Apfel als Reichsapfel in der Hand haltend, in Lederhose, grünen Socken, braunen, groben Schuhe, mit einem schnurgeraden Scheitel und einer braunen Schmachtlocke, gewitzter Mutterverführer, Mutterbefriediger; bis er - nach Beginn des Studiums - endlich genug hat, flieht, immer weiter weg, schließlich in Berlin landet, dort Frauen anlockt und abstößt: Keine Beziehung dauert länger als drei Monate, keine Freundin schafft es, Josefs Frauen- und Kinderfeindlichkeit länger zu erdulden.

Stefan beschließt, sich aufs Bett zu legen, weil er von dort aus einen guten Überblick hat. Zugleich aber kann er auf diese Weise zeigen, daß er sich im ehelichen Schlafzimmer der Langs wie zuhause fühlt, daß er die Farben und Gerüche bereits nicht mehr als fremde wahrnimmt, daß er die Standorte der Möbel, die möglichen Raumstimmungen, die Veränderungen des Lichts und der Farben bereits seit ihrer Ankunft aufmerksam registriert, auf sie reagiert hat.
Stefan sieht durch die offene Tür, wie Lena aus dem Rohr zieht, was sie an Essen vorbereitet hat. Der Eindringling fühlt sich pudelwohl. Er korrigiert seinen Satz: Das Pudelwohlsein wird einem von den hauseigenen Eindringlingen sofort wieder ausgetrieben, denn jetzt beginnen diese ein abenteuerliches Hin und Her vom Vorzimmer durchs Wohnzimmer, durchs Schlafzimmer, durch die Küche und kreuz und quer, mit einem unverschämten Getöse, einer unverschämten Selbstverständlichkeit.

Die mitgebrachten Bücher nützen als Ablenkung wenig, weil ja Lenas und Stefans offene Koffer ihre provisorische Niederlassung demonstrieren, die Sessel, auf denen ihre Kleidungsstücke hängen, weshalb nun auch Beates Fürsorge einsetzt, ihr Bedauern, daß man keine Fächer im Kasten für die Gäste freigemacht habe.

Stefan winkt höflich ab und ist dankbar, daß nun Sascha hereinstürzt, sich an sie hängt mit der Frage, was denn ihre Sachen in seinem Zimmer zu suchen hätten, worauf sie sich zur Erklärung genötigt sieht, daß jetzt sie und Götz – solange das Schlafzimmer belegt ist – dort schlafen würden. Dafür dürfe er mit Boris in dessen Zimmer wohnen. Wider Erwarten folgt darauf kein Protestgeheul, sondern nur die Bedingung, daß dann auch der Fernseher im gemeinsamen Zimmer aufgestellt werden müsse.

Kaum sind die beiden draußen, steht auch schon Götz vorm Kasten, rafft, was ihm schmutzig erscheint, heraus und trägt es ins Bad, wo bereits nach kurzer Zeit die Waschmaschine rumpelt.

(Die Berliner Entscheidung, Residenz Verlag, 1984)

Mittwoch, 28. November 2012

DB-032 (13) (Du siehst nun Lena)

Du siehst nun Lena am Ende ihrer Kindheit: kein Hof mehr, keine Gespielinnen, wachsende Brüste, jeden Monat der ziehende Schmerz und das unaufhaltsame Blut; noch immer kein Prinz, der sie aus dem Klassenzimmer entführt.

Und jetzt steigt Lenas Vater, nachdem er sich den Anzug sorgfältig geglättet und Lena den Vortritt gelassen hat, in den Wagen (es ist ein erst acht Monate alter Renault 4 CV). Ohne den Hut abzunehmen, fährt er, bis in der Nähe der Reichsbrücke der Motor abstirbt und nicht mehr zu starten ist, was beide zwingt, zu Fuß nachhause zu gehen.

Plötzlich wendet sich der Vater zu Lena und sagt mit unveränderter Stimme: Ich hoffe, du hast es inzwischen bemerkt - wir sind Juden! Endlich erhält Lena die Antwort auf die nimmermüden Fragen der Lehrer, der Mitschülerinnen und Mitschüler, die prompt auf die Angabe ihres französischen Geburtsorts gefolgt sind.

Zuhause ist man immer mit der Ausrede auf die Kriegsumstände Gesprächen über die Vergangenheit aus dem Weg gegangen, allerdings mit der Zusicherung, bei entsprechender Reife werde Lena mehr erfahren.

Du siehst also Lena, reif für die große Enthüllung, ein zappliges, verstörtes Mädchen mit einem widerspenstigen Bubikopf und einer blutenden Wunde zwischen den Beinen. Du siehst sie mit einem Gesicht, das ein Gemisch aus Stolz und Scham ausdrückt, ihr typisches Schul-, ihr Pausengesicht, wo sie horchend mit dem Rücken zu jenen lehnt, deren Väter Soldaten waren, als solche vermißt oder gefallen sind, während ihr Vater lebt, sichtlich heil dem Krieg entronnen ist, aus dem Krieg ihre Mutter und sie selbst mitgebracht hat.

Sie sind nicht ermordet worden wie die Mehrzahl ihrer Verwandten (das hat sie Nebensätzen entnehmen können). Sie sind nicht wie die Überlebenden ins fremdsprachige Ausland, nach Übersee ausgewandert, sie sind heimgekehrt, gleich im Jahr 45, und in der Heimat untergetaucht.

Du siehst Lena, wie sie mit niedergeschlagenem Blick neben ihrem Vater geht. Dieses Wort Jude muß sie sofort mit dem Wort Nazi zusammenbringen. Denn das Wort Nazi ist ihr im Gegensatz zum Wort Jude aus den Gesprächen ihrer Eltem geläufig: Ihre Wohnung ist nämlich eine Nazi-Wohnung; und die Möbel, die in einer Ecke des Wohnzimmers eingehüllt stehen, sind Nazi-Möbel; und ihr früherer Besitzer, der es nicht für nötig befunden hat, sie abzuholen, ist ein Nazi-Arzt gewesen. Neu ist das Jüdisch-Sein, nicht neu dagegen das Kommunist-Sein.

In der Schule gibt es einen Lehrer, der von den andern immer adrett Gekleideten dadurch absticht, daß er verlottert und ungepflegt daherkommt. Oft betritt er das Schulhaus unrasiert, schlurft mit offenem Mantel durch die Gänge, legt diesen auch während des Unterrichts nicht ab und kümmert sich nicht um kichernde Münder und hämisch auf ihn weisende Finger.

Man sagt, er ist Kommunist. Daher hat Kommunist-Sein für Lena bedeutet: dreckig sein, ausgelacht werden. Andererseits ist ihr Vater weder dreckig noch wird er ausgelacht; im Gegenteil - er stellt eine angesehene Person dar, deren Ruf sie manchmal einsetzt, um feindliche Mitschüler mundtot zu machen.

Das Kommunist-Sein hat der Krieg gebracht, der jetzt in der Familie verleugnet wird. Das Kommunist-Sein ist nie verleugnet worden, aber Lena hat aus den Reaktionen der Umwelt schnell gelernt, daß man doch besser darüber schweigt. Das Jüdisch-Sein ist sowieso nie erwähnt worden, war ein sorgsam gehütetes Geheimnis, vermeintlich zum Schutz des Kindes Lena.

Aber du siehst eine Lena, deren Verwirrung eine Folge des ständigen Verschweigens darstellt. Sie ist jetzt mit ihrem Vater auf der Mitte der Brücke angelangt. Wenige Autos, eine rumpelnde Straßenbahn, graubraunes, schnell fließendes Wasser, trüber Himmel.

Du hörst jetzt die wie gewöhnlich etwas brüchige Stimme des Vaters. Wir Juden sind immer verfolgt worden, sagt er. Aber daran sind wir zum Teil selber schuld. Wir haben uns abgesondert, absondern lassen. Und wir haben uns immer als auserwähltes Volk gefühlt. Wir haben die andern ausgeschlossen, genauso wie sie uns ausgeschlossen haben. Zwischen Nichtjuden und Juden haben wir eine Grenze gezogen, genauso wie die Nichtjuden zwischen sich und uns Juden eine Grenze gezogen haben. Aber wir haben die Nichtjuden weder verfolgt noch ihnen alles Böse in die Schuhe geschoben, noch sie ausrotten wollen.

Dieses Mädchen, das Worte hört, die es nicht hören will, weil sie nicht zu fassen sind, bin ich. Dieses Mädchen von damals steckt noch tief in mir, und es bedarf nur eines falschen Worts, einer verräterischen Geste, um es auftauchen zu lassen. Dieses Mädchen, das noch immer ich bin, schwankt wie damals zwischen Stolz und Angst, Kampflust und Unterwerfung.

(Die Berliner Entscheidung, Residenz Verlag, 1984)

Dienstag, 27. November 2012

DB-031 13 (Unsere Wege trennen sich)

13

Unsere Wege trennen sich, finden zusammen, trennen sich wieder. Der Alexanderplatz ist so groß, von einer solch offenen Weite, daß zwei wie wir einander nicht einmal wie Pünktchen am anderen Ende wahrnehmen können. Ich will Bücher und Schallplatten für meinen Vater besorgen. Natürlich will Stefan auch hier sich nicht anstellen. Es ist mir nur recht: Wegen meiner aufgesparten Explosion wäre sowieso kein gütliches Auskommen mit mir.

Während ich fröstelnd, eingereiht in die auf einen Plastikkorb Wartenden, vor der Buchhandlung stehe und den schnell dahinjagenden Schneewolken nachschaue, erinnere ich mich an Stefans ungläubige Augen, damals auf dem Weg zu Oskars Wohnung. Dorthin schleppte ich ihn mit, nachdem wir miteinander beim Fotografen in der Gegend der Station Jannowitzbrücke, wo wir die Bildstreifen für ein CSSR-Durchreisevisum abholten, bekanntgeworden waren.

Er kam mir zuliebe bereits zum dritten Mal von Westberlin herüber, tappte lachend neben mir her, sichtlich anlehnungsbedürftig, verliebt, und konnte noch immer nicht fassen, daß er hier auf eine Genossin aus Wien gestoßen war, die überdies höchst auffällig ihr Interesse an ihm zeigte.

Auf einmal irritierte mich etwas. Und es war wie immer in einer solchen Situation: Plötzlich stockt mir der Atem, das Blut steigt mir ins Gesicht, aber ich fühle mich nicht. Und dieser lächelnde, molluskenhafte Stefan ist schutzlos dem geifernden Ausbruch dieser lächerlich erregten Lena ausgeliefert, die ihn eines Vergehens, das mit ihm nichts zu tun hat, bezichtigt, ihm erbarmungslos ihre Vorwürfe um die Ohren schlägt, dem Zwang der Wiederholung nicht widerstehen kann, sich zugleich vor einer neuerlichen Liebesniederlage auf das heftigste fürchtend.

Vielleicht will sie nur einer Demütigung zuvorkommen. Vielleicht will sie sich nur nicht verstellen müssen, um sich eine längere Dauer der Zuneigung zu erkaufen.

Lena liebt sich nicht, Lena will nicht geliebt werden, Lena will den Verpflichtungen einer neuen Liebe entgehen. Lena will den potentiellen Liebhaber auf die Probe stellen, wie sie ihr Vater immer wieder auf die Probe gestellt hat.

Obwohl Lena so frei ist, sich hier viel freier als in Wien zu fühlen, siehst du sie jetzt aufgerissen, niedergeschmettert von der Macht ihrer Gefühle. Du mußt sie als Marionette begreifen, die einem hampelmännischen Spiel ausgeliefert ist, weshalb sie sich selbst im Moment nur abgrundtief hassen kann.

In ihrer persönlichen Mythologie hat sie dafür einen Fixpunkt: den Gang mit dem Vater über die Reichsbrücke in Wien, wo sich ihr mit einem Schlag alles bis dahin nur dumpf Geahnte, unter dem sie schon immer gelitten hat, zu einer bitter einleuchtenden Erkenntnis verdichtet.

Sie tritt nun als beinahe Dreizehnjährige vor dich. Du entdeckst sie mit ihrem Vater im Hof einer städtischen Wohnhausanlage jenseits der Donau am Beginn ihres Sonntagsausflugs, diesmal ohne Mutter und Bruder.

Beim Leopoldsberg angelangt, steigen sie rasch hinauf, beinahe im gleichen Tempo, sie stumm, während ihr Vater auf sie einredet, Thema Schule, wozu sie nichts zu sagen hat. Vor knapp zwei Monaten hat die dritte Klasse begonnen, aber Lena hat den Schock des Übertritts von der Volksschule ins Gymnasium, weg vom Schoß ihrer über alles geliebten Lehrerin, noch immer nicht überwunden.

Oben auf dem Plateau des Bergs hält ihr Vater kurz an, um sie (zum wievielten Mal?) auf die Vorzüge der Lage der Stadt Wien hinzuweisen und sich dann gleich an den Abstieg zu machen, wobei er ihr eindringlich ans Herz legt, wieder mit ihm zu lernen. (Ich habe diese väterlichen Nachhilfestunden, den Schrecken dieser Stunden dir gegenüber ja schon mehrmals erwähnt.)

Lenas Konzentrationsschwierigkeiten, wie sie in der Schule häufig aufgetreten sind, verschlimmern sich in der sie bedrängenden Gegenwart ihres Vaters.
Da muß sie gähnen, gähnend zum Fenster hinschauen, worauf ihr Vater sofort in Zorn gerät und sie anbrüllt. Er trägt den Schulstoff mit der furchtbaren Unbedingtheit eines Lehrers vor, was Lenas guten Willen sofort verscheucht.

Du hörst die triefende Pädagogik in seiner Stimme; zugleich hörst du andere Stimmen, süße, die möglichen Obertöne, die Intonation eines Versprechens, dessen Erfüllung noch in der Zukunft verborgen war. Du hörst Lena ihm hundertmal schwören, sie werde ihre Ohren aufsperren, alles willig aufnehmen und sofort zu verstehen.

Zugleich erkennst du ihre ungenauen, unerfüllbaren Sehnsüchte, die Erinnerungen an die Hofspiele, die das Mistkübelhäuschen in ein Schloß verwandeln oder in eine Räuberhöhle, die Klopfstange in ein Sofa oder in einen reißenden Fluß, durch den die schöne Lena von ihrer besten Hoffreundin getragen werden muß, der Heldin, die sie, ohne zu zögern, aus allen brenzligen Situationen befreit.

(Die Berliner Entscheidung, Residenz Verlag, 1984)

Montag, 26. November 2012

DB-030 (12) (Stefan sitzt bereits in der Gaststätte)

Stefan sitzt bereits in der Gaststätte Ecke Leibnizstraße/Dunckerstraße, das leere Glas seines Vorgängers betrachtend, auf dem sich noch Bierschaumreste, Lippen- und Fingerabdrücke befinden, und vermeidet es, Lena anzusehen.

Was ist die Kälte zwischen zwei Menschen gegen die Kälte der Gegenstände, beispielsweise der Schere in Lenas Nähzeug? Diese Schere aus finnischem Stahl hat beide Schenkel so dicht übereinander, daß der untere, der sich dann in einem grellorangefarbenen Plastikgriff mit länglicher Ausnehmung für Zeige- und Mittelfinger fortsetzt, nur einen Millimeter vorragt, während der obere im Bereich der Niete, die zugleich den Drehpunkt darstellt, scharf abknickt und in einen ebenfalls orangefarbenen Plastikgriff mit runder Ausnehmung für den Daumen mündet: diese scheinbar undurchdringlichen Materialien, die sich im trostlosen Denken gleich kalt anfühlen!

Der Gast, der vor Stefan hier gesessen ist, könnte wie einer der Burschen gegenüber mit ihren langen, fettigen Haaren, ihren weißen Nylonhemden ausgeschaut haben; oder wie der freundlich grinsende Pockennarbige neben ihm, der aus seinem offenen Fischgrätmantel heraus genüßlich sein Bier einsaugt.

Der Kellner bringt die Karte, Lena bestellt, Stefan schließt sich an. Wenn Stefan an die Entfernungen innerhalb des Milchstraßensystems denkt, ist er Lena relativ nah. Er könnte sich das Fell, das sie umgibt, oder ihre Kopf- und Körperhaare als Erreger von Wärme vorstellen. Aber er will gar nicht wissen, ob sie wirklich und greifbar neben ihm lehnt.

Es gefällt ihm, sie im Moment zu einem Gegenstand zu machen, etwa zu seinem Bleistift, den er in seiner Jackentasche befingern kann: die Graphitspitze, die sich kalt in seine Zeigefingerkuppe bohrt; der glatte Lackmantel um das etwas wärmere Holz, der ihn zu einer ständigen Wiederholung der verborgenen Drehbewegung animiert; die gerillte Messinghülle für den Radiergummistummel, den er langsam zerbröselt.

Der Typ im Fischgrätmantel verschwindet, der Kellner stellt die Getränke ab und bedauert, daß das Gewünschte heute nicht im Angebot sei; es gebe aber Goldbroiler, Bratwurst oder Sülze.

Lena entscheidet sich für die Bratwurst, Stefan für ein noch nachgeschobenes Rührei mit Spinat. Beides kommt in großen Tellern auf den Tisch, schmeckt würzig und verschwindet fast restlos: Von Stefan eher unachtsam verschlungen, von Lena überlegend eingeführt, bis die Hälfte erreicht ist. Dann kann, als Friedensangebot, ein Tausch stattfinden.

Plötzlich hält Stefan im Kauen inne und sagt: Die Milchstraße ist ein leuchtendes Band, das die Hauptebene eines abgeflachten, linsenförmigen, rotierenden Sternsystems bildet, mit dem größten Sternreichtum im zentralen Kerngebiet, bestehend aus Sternen der Population II, um das sich die Sterne der Population I, die offenen Sternhaufen und die interstellare Materie in Form von flachen Spiralarmen winden. Der große Durchmesser des Milchstraßensystems wird auf 80.000, der kleine auf 15.000 Lichtjahre geschätzt.

Trotz Lenas verständnislosen Blicks beugt er sich vor, um ihren Mund mit einer Serviette von den Eiresten zu reinigen. Lena unterbricht kurz ihren Kauvorgang und gestattet so Stefan, sich wieder als ein durchblutetes Wesen in einem nun nur mehr halbvollen Ostberliner Lokal zu erkennen.

(Die Berliner Entscheidung, Residenz Verlag, 1984)

Samstag, 24. November 2012

O-40 BERLINER ZIMMER 3

mit der Zeit eine Sammlung von Plastiksäcken, berliner
Tüten, in dieser Wohnung, neben Mitgebrachtem,
hier hastig Hinzugekauftem. Ich könnte mich jetzt
wie eine Panoramakamera drehn, im Uhrzeigersinn,

von der Eingangs- zur Balkontür hin, immer wieder
beim Rückweg die Augen niederschlagend
auf das Bett in der Ecke. Die Palme läßt ihre Fächerblätter
unbewegt hängen, Schutzmuster, überkreuztes Gewissen.

Der hellgrüne Paravent vor dem Bügelbrett,
den hingeworfenen Schuhn, dem Fotografenabfall:
die schwarzen Kleider, von Schwerkraft gestrafft,
auf Bügeln, die Schultern nachahmen.

Der rote Seesack unter der Filmlampe gehört nicht mir.
Nichts ist gepackt. Am Abend wird dieses Zimmer
zuklappen, die Treppe hinter uns versinken,
das Haus, die ganze Stadt, ins Wasserloch darunter

(Freitag, 13.04.2001, 13.30 Uhr, Berlin)

(Erschienen in: Obachter, Edition Korrespondenzen, 2007)

Donnerstag, 22. November 2012

O-39 BERLINER ZIMMER 2

lächelt ein untrügliches Lächeln, das eigentlich
keins ist: verschlossener Mund,
grad die Lippenlinie; standhafter Blick.

Nur die rechte Brust – fester, abgegrenzter Hügel
mit brauner Warze inmitten eines rosigen Hofs -
sichtbar zwischen ihren Händen, von Daumen

und Zeigefinger umfaßt, ein wenig nach oben gedrückt,
Darunter noch ein Stück Haut, und nur
vom Gürtel das Kleid an den Hüften fixiert.

Verhangener, inständiger Blick,
der ihr gestattet, den Stoff unter dem Nabel
auseinanderklaffen zu lassen. Strümpfe, deren Ansätze,

dazwischen Gewölle. So hat sie sich auf der Couch
vor dem roten Telefon hingebreitet. Kein Anruf,
doch dumpfe Schläge von draußen, Gerumpel:

Mülltonnenleerung, und die Leerer bleiben unsichtbar.
Würd ich das Buch öffnen, wär ich von Frauen umgeben,
die einander abwechselnd küßten, wie auf Befehl:

innig, ausdauernd, mit und ohne sichtbare Zungen.
Könnte mich nicht lösen, Füße Beine Schuhe vergessend;
überhaupt das Gehn. Spürte nur warmen nassen Sinn

(Donnerstag, 20.4.00, 11.10 Uhr, Berlin)

(Erschienen in: Obachter, Edition Korrespondenzen, 2007)

Dienstag, 20. November 2012

O-38 BERLINER ZIMMER 1

beugt sich und putzt; schau und schreib nieder.
Die Scheibe birst, meine Kraft konzentriert
sich links und erlischt. Morgen ist ein anderer Tag,
domani è un altro giorno.

Die erste Kamera, Exacta, müßte jetzt
vor mir auferstehn, ich unter dem Tisch,
erregtes Hündchen, hinter der Kredenz
Staubmanteljesus, Aphorismenspucker.

Noch immer nicht fertig: die Glasreinigerin
gegenüber, die mir den Rhythmus vorgibt.
Kommt wieder hoch. Wischt mit Papier,
Kupfermechanismus. Pendelt wie ich.

Erkennt mich nicht; lockt, doch betrügt nicht.
Aus der Sonnenfront, zur Entwicklung, Rotlicht.
Ans Licht kommen, gleich. Dann eine Art Happy End:
Heiligenbild, Heizkörper, leeres, zerwühltes Bett

(Donnerstag, 20.4.2000, Berlin)

(Erschienen in: Obachter, Edition Korrespondenzen, 2007)

Montag, 19. November 2012

DB-029 12 (Die beiden Kioske im Bahnhof Karlshorst)

12

Die beiden Kioske im Bahnhof Karlshorst sind geschlossen, obwohl sie, da auf dem Kärtchen im Fenster Nachmittag steht, jetzt am Vormittag geöffnet sein müßten. Um das zu klären, wendet sich Stefan an die Stationsvorsteherin, die aber, ohne seine Frage zu beachten, zur Bahnsteigkante tritt und in ihr Funkgerät spricht, worauf sich die beiden Züge, die auf die Abfertigung gewartet haben, zugleich in Bewegung setzen.

Als die Frau die Situation erfaßt, schreit sie: Karlshorst halt!, und die beiden Züge werden gebremst.Darauf gibt sie zuerst dem Zug in Richtung Friedrichstraße die Ausfahrt frei, dann dem Gegenzug. Erst jetzt dreht sie sich kurz zu Stefan, zuckt mit den Achseln und will weg, weshalb Stefan mit einer weiteren Frage nachstößt und damit den Hinweis auf die Post gegenüber dem Bahnhof erpreßt.

Dort ist jedoch kein Zeitungsstand. Ein hilfsbereiter Beamter rät Stefan, er solle einfach die Dunckerstraße raufgehen. Weil ein 17er gerade vor ihm hält, als er die Straße überqueren will, steigt er ein, verläßt den Waggon aber bei der nächsten Haltestelle, da ihn ein junger Uniformierter mit einem Mikrophon in der Hand daran erinnert, daß er keinen Fahrschein gelöst hat.

Wieder auf der Dunckerstraße, gerät er auch bald an einen Kiosk, wo man aber weder ein Neues Deutschland noch die letzte Ausgabe der Weltbühne oder des Sonntag mehr bereit hat. Verärgert erinnert sich Stefan seines eigentlichen Auftrags: Er wollte ja Lebensmittel für die nächsten Tage besorgen, und der Hunger meldet sich schon.

Er ist bereits das zweite Mal unterwegs. Vom ersten Einkaufsgang ist er mit leerem Netz zurückgekommen, nachdem ihm die Schlange der Wartenden vorm Geschäft die Fassung geraubt hat. Fürs Fressen stellt er sich nicht an, hat er Lenas Vorwürfen entgegengehalten, die ihn darauf zynisch gefragt hat, um wieviel höher er sich denn einschätze als die Bürger der DDR; wie viele Menschen denn das Maximum seien, damit er sich aufraffen könne, hier Milch, Brot, Butter, Käse und Marmelade zu besorgen?

Ludwig hat am Telefon von einem großen Laden in der Redlichstraße gesprochen. Aber auch dort stehen die Leute über die Stufen herunter, während drinnen fast kein Käufer zu sehen ist. Stefan betrachtet durch die Fensterscheiben hindurch skeptisch die Regale. Sie erscheinen ihm trostlos, mit trostlosen Waren belegt, weshalb in ihm ein trostloser Zorn entsteht, der ihn das umgetauschte Westgeld der ostdeutschen Zirkulation vorenthalten läßt.

So wird der Hunger wütend in Gehen umgesetzt, was keine Lösung bringen kann. Daher gibt es keinen Ausweg aus Trotz, Verweigerung und Ekel, und Stefan dreht sich hilflos im Kreis auf der Suche nach einem Geschäft, wo das Einkaufen von Lebensmitteln so nebensächlich erscheint wie zuhause.

Stefan sieht seinen Schuhen zu, schwarzen, scheinbar unförmigen Schuhen, die den Zehen viel Raum geben, nützlichen Spielraum, sieht, wie sie - einmal rechts, einmal links - nach vorn zucken, wie der Straßenkot, vermischt mit schmutzigem Schnee, auf beiden Seiten der Schuhe emporquillt, wie er haften bleibt, antrocknet, wie Kotreste beim Gehen weggeschleudert werden, wie die Schnürriemen fliegen, wie die schwarzen Hosenbeine sich blähen und erschlaffen, wie die Haare seiner Waden sich an den Hosenbeinen reiben; er sieht seine nackten Waden unter den Hosenbeinen in einem gleichmäßigen Rhythmus sich anspannen, heben und senken, die Knie emporschnellen, sich knicken und straffen - er geht, als wäre er ein Läufer, keuchend, mit weitausholenden Armbewegungen, und steht auf einmal vor Lena, mit einem während des Gehens hin und her gewälzten Kompromißvorschlag, den sie zu akzeptieren hat: Er will mit ihr essen gehen, in irgendein Lokal, und ihr Hunger treibt sie neben ihm her, aber sie läßt ihn nicht an sich heran, verkneift sich auch nicht Sätze, in denen lächerliche Borniertheit, Kontakt mit dem Volk, ach du edler Mensch vorkommen.

Stefan konzentriert sich jetzt auf seinen Magen, in dem es gräbt, rumort, den er jetzt während des Schreitens, währenddessen ihm ein kalter Wind die Haare aus der Stirn bläst, während er die weißen, kalten Hände warmzureiben versucht, während er sich im Hintergrund mehr Wärme wünscht, Saunawärme, menschliche Wärme, nicht diesen kalten Blick Lenas, diese kalten Schultern Lenas, unter ihrer schwarzen Pelzjacke verborgen - mit vorgestellten Wörtern will er ihn füllen, um sich vom Hunger, von seinem Zorn abzulenken.

(Die Berliner Entscheidung, Residenz Verlag, 1984)

Sonntag, 18. November 2012

DB -028 (11) (Ich bin bereits beim Geschirrabwaschen)

Ich bin bereits beim Geschirrabwaschen, und Stefans Interesse für alle meine Liebschaften mit älteren Männern, und zwar der Reihe nach, wächst. Er kennt nur Einzelheiten, will die Zusammenhänge erfassen. Er würde mich aussaugen, ließe ich das zu, und wäre trotzdem unzufrieden. Er will mir unter die Haut, aber dort brennt die Vergangenheit, die viel frühere, sie brennt bei jeder unvorsichtigen Bewegung.

Die Attraktivität der älteren Männer fängt bei meinem Vater an und hört bei ihm auf. Hätte ich ein anderes Verhältnis zu meiner Mutter, zu meinem Bruder gehabt, wäre ich sicher nicht so einseitig geprägt. Mein Vater hat immer höchst liberal und großzügig getan (wahrscheinlich nur, um meine Mutter zu übertreffen), war jedoch in Wirklichkeit puritanisch, hatte kleinbürgerliche Ängste und Ziele.

Meine Eltern sind zwar häufig nackt in der Wohnung herumgelaufen, weshalb mir ihr Körper kein Geheimnis war; ihr Innenleben hielten sie mir aber krampfhaft verborgen. Oft hätte ich gerne gewußt, ob sie etwas für mich empfanden und was. Denn Zärtlichkeiten, absichtsvolle Umarmungen waren äußerst selten. Berührungen fanden meist nur auf Gesprächsebene statt, wo ich mich stets unterlegen fühlte, nur mit offenem Mund lauschen konnte, höchst selten einen argumentierenden Widerspruch wagte, was dann diese unbändigen, maßlosen Auftritte und Ausbrüche zur Folge hatte, scheinbaren Haß als Liebesersatz sozusagen, worauf ich mich selbst immer am meisten haßte.

Stefan insistiert auf dem Geheimnis der Älteren, sein Geheimnis als bedeutend Jüngerer unterschätzend. Ich will das nicht verstehen: das gelebte Leben, diese Furchen, diese Falten, diese sichtbare Vergangenheit, diese Last der Erfahrung, die scheinbar überwunden ist; dann diese Wärme, dieses Vertrauen, das langsam aufgebaut wird oder blitzartig da ist.

Ich habe nie gesagt: entweder jung oder alt. Ich habe immer nur meinen Gefühlen nachgegeben, meinen Sehnsüchten nach dem, was mein Vater in mir geweckt hat, aber selbst nicht erfüllen konnte. Damit ist das Thema erschöpft. Deshalb stelle ich eine Liste der Dinge zusammen, die Stefan einkaufen soll.

Was willst du, sage ich abschließend, ich hab mich völlig gesellschaftskonform, völlig unkritisch verhalten: je mehr Kerben das Gesicht eines Mannes aufweist, je mehr Blessuren und Plissees, je blasierter es ist, desto höher ist sein Rang: Sein Fleisch wird erst interessant, wenn es ihm locker von den Knochen hängt; zwar verliert er immer mehr Haare, doch kann er sich jetzt endlich die dezent elegante Kleidung leisten, die ihn strafft, nobel erscheinen läßt und aus der Masse der Arbeitskrüppel heraushebt. Ich hole Besen und Schaufel hinter einem Vorhang hervor und beginne aufzukehren.

Stefan mault, ist aber auch froh, hinauszukommen. Er will hier beides: mich entdecken, wiederentdecken und sich zugleich dem Äußeren, dem Augenschein aussetzen, um (wie er es nennt) seine atmosphärischen Gesellschaftsstudien voranzutreiben. Er sucht den anderen Zustand als Straßenstudent, ewiger Fotograf, der in jedes Detail so vernarrt ist, weil er glaubt, es könne ihm den Zugang zum verborgenen Allgemeinen ermöglichen.

(Die Berliner Entscheidung, Residenz Verlag, 1984)

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